In Jordanien behandelt ein Krankenhaus Kriegsopfer aus Syrien, Gaza, Jemen und dem Irak. Was hier gelingt, fehlt dem Nahen Osten sonst.
Abu Hassam lächelt, wenn er von der Rakete erzählt, die in seinem Wohnzimmer einschlug und sein altes Leben zerstörte. Der Syrer ist ein Opfer, aber er weiß um sein Glück. Denn er überlebte nicht nur die Explosion, sondern kann auch seine Geschichte auf einem frisch bezogenen Krankenhausbett sitzend erzählen. Abu Hassam ist Patient in einem der erstaunlichsten Krankenhäuser des Nahen Ostens, in der jordanischen Hauptstadt Amman.
Die französische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen behandelt hier seit 2006 Kriegsopfer. Zuerst vor allem aus dem Irak, mittlerweile aus der gesamten Region. Sie fliegt sie aus Syrien, Jemen und Gaza ein. Dieses Krankenhaus ist für den ganzen Nahen Osten da.
“Alle unsere Patienten sind kleine Wunder”, sagt Doktor Rashed Al Sammarraie. Der gebürtige Iraker hat hier im letzten Jahrzehnt Hunderte Opfer operiert. Syrer, Jemeniten, Palästinenser und Iraker. Verwundet durch Fassbomben, Sprengfallen, Tretminen, Scharfschützen oder eben Raketen, so wie Abu Hassam. “Oft zerfetzen Explosionen oder Kugeln weiches Gewebe wie Haut und Muskeln. Mit einem einfachen Autounfall ist das nicht zu vergleichen”, sagt der Chirurg.