Jordanien ist einer der letzten Stabilitätsanker im Mahlstrom, der den Nahen Osten erfasst hat. Wie schaffen die das nur?
Explosionen donnern durch die anbrechende Nacht. Qualm steigt auf und behindert die Sicht. Es ist spätabends am Marka International Airport, nur das Geschrei von Hunderten Jugendlichen übertönt die Knallkaskaden. Nein, weder Krieg noch Revolution sind ausgebrochen. Vielmehr spornen die heiseren Rufe die Idole einer Rennsportnation an, die in getunten Autos und mit ohrenbetäubenden Fehlzündungen über die Rennstrecke vor dem Flughafen rasen. Die Szene steht exemplarisch für einen scheinbaren Alltag, der sich in der jordanischen Metropole Amman und auch dem Rest des Landes noch immer bewundern lässt.
Aber wie schafft es das haschemitische Königreich, seine Stabilität zu bewahren, während drumherum die alte Ordnung des Nahen Ostens zerfällt?
Die geografische Ausgangslage Jordaniens ist denkbar ungünstig, denn das Land liegt zwischen „Hammer und Amboss“, wie ein früherer Pentagon-Mitarbeiter formuliert.1 Da ist der Krieg in Syrien, der seit Jahren Hunderttausende Flüchtlinge über die jordanische Grenze treibt. Da ist der Nahostkonflikt, der immer wieder zur Intifada eskaliert und sich jedem diplomatischen Kompromiss entzieht. Da ist der allmählich zerbrechende Irak und das sendungsbewusste, keine Einmischung scheuende Saudi-Arabien. In dieser schwierigen Konstellation gelingt dem kleinen Jordanien unter König Abdullah II. mit der Wahrung seiner Stabilität ein kleines Wunder. Um im Hammer-und-Amboss-Bild zu bleiben: Jordanien erweist sich als erstaunlich harte Nuss.