Vier Jahre nach dem großen Erdbeben besuchen so viele Menschen wie nie zuvor Nepal. Sie kommen in ein Land, dessen Natur, Bewohner und Politiker vom Massentourismus überfordert sind — während sich tief im Erdinneren die nächste Katastrophe anbahnt.
Am Ende ergibt sich auch die Göttin des Himmels den seismischen Stößen. Die Sagarmatha, so nennen die Nepalesen Mount Everest, wird am 25. April 2015 von einem Erdbeben um drei Zentimeter nach Südwesten verschoben. Andere Gebirgskämme sacken mehr als einen Meter ab und 7,5 Kilometer unterhalb des Everest, in der Hauptstadt Kathmandu, kollabieren wie in weiten Teilen Nepals die Stupas und Wohnhäuser. 9000 Menschen verlieren ihr Leben, Zehntausende überleben schwer verletzt.
Die großen Katastrophen teilen die Welt in ein davor und ein danach. Von dieser Demarkation erzählen Risse in den Fundamenten nepalesischer Häuser und in den Biographien ihrer Bewohner. Wo warst du damals? Glücklich, wer noch antworten kann. Glücklicher noch, wessen Wände noch stehen. Es sind Frakturen, die vier Jahre nach dem Erdbeben noch immer zu spüren sind.
„Ich hatte Angst, schrie und weinte“, erinnert sich Sonam Chhomo Tamany. Die junge Frau sitzt auf einer Bank vor der Namaste Lodge, die sie gemeinsam mit den Schwiegereltern führt. Ihr schwarzes, krauses Haar hat sie zurückgebunden, ein silberner Ohrstecker reflektiert das Morgenlicht, vor der nur langsam weichende Kühle der Nacht schützt sie ein dicker Pullover. Hier, das ist Kutumsang, eine Tagesreise nordöstlich von Kathmandu und 2500 Meter über Null, wo sich am Zugang zum Dach der Welt ein kleines Dorf tapfer in den Hang krallt.
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