In einem Therapiezentrum in Riad bereitet Saudi-Arabiens Königshaus radikale Islamisten auf die Rückkehr in die Gesellschaft vor: mit Fußball, Tischkicker und Billard. Bringt das was? Ein Ortsbesuch.
Wer zu den Dschihadisten kommt, wird mit Datteln und Kaffee begrüßt. Eine Delegation aus rund einem Dutzend Therapeuten und Beamten des Mohamad Bin Naif Counseling and Care Center empfängt den ausländischen Besucher, sobald er die Anlage im Norden der saudischen Hauptstadt Riad betritt. Es ist ein Gefängnis, das nicht Gefängnis genannt werden darf. Und in dem es statt Häftlingen nur Begünstigte gibt.
Das Center ist aber nicht nur einer der ungewöhnlichsten Orte Saudi-Arabiens, sondern auch ein Eckpfeiler im Kampf des Landes gegen extremistische Ideologien und Terrorismus. Es ist der großangelegte Versuch des saudischen Staates, den radikalsten und potenziell gefährlichsten Bürgern eine zweite Chance zu geben. Das Center ist deshalb eine Mischung aus Therapiezentrum, betreuter Wohngruppe und offenem Vollzug.
Seitdem das Programm 2004 als Reaktion auf eine Welle schwerer Qaida-Anschläge gegründet wurde, haben es nach Angaben des Centers rund 3700 saudische Männer durchlaufen. Wer hier ist, wurde zuvor von einem saudi-arabischen Gericht wegen Verstoßes gegen die Anti-Terrorgesetze verurteilt, hat seine Haftstrafe aber bereits verbüßt. Der verpflichtende, mehrmonatige Aufenthalt im Center steht im Anschluss an das Gefängnis und soll die Rückkehr in die Gesellschaft ermöglichen.