In Myanmar ist ein bizarrer Streit zwischen Hilfsorganisationen entbrannt, die Bauern vom Opiumanbau abhalten wollen.
Alles wirkt wie ein Routinetermin, als US-Botschafter Scot Marciel Anfang Mai 2018 einen Kaffeesetzling in die Erde Myanmars drückt. Das später im Internet veröffentlichte Foto zeigt den mit Lederschuhen und weißem Oberhemd bekleideten Diplomaten in der lehmigen Erde kniend, umringt von neugierig blickenden Farmern, die den Moment mit Smartphone-Kameras festhalten. 15 Likes, ein Kommentar: Die Reaktionen auf das von der US-Botschaft auf Facebook geteilte Foto sind verhalten. Dabei steht es für eine Eskalation in einem Streit zwischen den Vereinten Nationen und den USA: Es geht um Opium, Kaffee und das richtige entwicklungspolitische Rezept für Zehntausende Kleinbauern, die bislang vom Drogenanbau leben.
“Wie ein Konquistador, der die spanische Flagge in den Boden Südamerikas rammt.” So habe das Foto des knienden Botschafters für ihn ausgesehen, sagt Jaime Eduardo Perez Mayorga. Der kräftige Kolumbianer sitzt mit hochgekrempelten Ärmeln an seinem Schreibtisch in Taunggyi, der Provinzhauptstadt von Shan im Osten Myanmars. Die schwüle Abendluft treibt Schweiß auf seine hohe Stirn und lässt sein schwarzes, kurz geschnittenes Haar glänzen. Mayorga arbeitet für das UNODC, das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung. Was ihn stört: Der Ort, an dem der amerikanische Botschafter den Kaffeebaum gepflanzt hat, liegt mitten in seinem Projektgebiet. Hier, in der Provinz Shan, versucht das UNODC mit deutschen und finnischen Steuergeldern seit zehn Jahren, die örtlichen Bauern davon abzubringen, auf ihren Feldern Schlafmohn anzubauen.