Nervenkrieg

Der Sound moderner Kampfdrohnen setzt sich in den Ohren und Köpfen seiner Opfer fest und verlässt sie oft nicht mehr. Konfliktbeobachter und Psychologen warnen vor einem Krieg der Nerven, der Soldaten wie Zivilisten traumatisiert.

Hier hebt eine Harop ab. Die Kampfdrohne wird von einer auf die Ladefläche eines LKW montierten Startvorrichtung in die Luft katapultiert. Schnell gewinnt sie an Höhe. Das Auge verliert die Drohne - aber zu hören ist sie weiterhin.

Ich meine, es war am zweiten Tag des Krieges, als ich zum ersten Mal davon gehört habe. Wir waren in Stepanakert und sprachen mit jemandem, der gerade aus einem der kleinen Dörfer gekommen war. Er hat mir davon erzählt, dass er nicht mehr schlafen konnte. Jedes Mal, wenn er es versucht hat, meinte er, diese Drohnen zu hören — obwohl da nichts war.

Gevorg Tosunyan hat 2020 aus Bergkarabach berichtet. Aus dem Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan, den die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer später den ersten Drohnenkrieg der Geschichte”nannte. Wer ihn überlebt hat, erinnert sich vor allem daran wie er geklungen hat. An surrende Elektromotoren, das monotone Brummen von Dieselaggregaten hoch in der Luft. Es sind Geräusche, die den Menschen ins Ohr kriechen und es oftmals nicht mehr verlassen. Geräusche, die heute Kriege weltweit prägen — von Sudan, über Gaza bis hin zur Ukraine. Mit brutalen Langzeitfolgen für die Betroffenen.

Eine Kamikaze-Drohne hört sich im Flug so an: Wuuuuu. Und dann, wenn sie ein Ziel entdeckt hat, ändert sich das Geräusch. Pffiioo. Und dann hört man nur noch die Explosion. Überwachungsdrohnen klingen anders als Angriffsdrohnen. Sie sind viel schwerer zu hören. Mmmmmhhh. So in etwa. Wenn du dieses Geräusch hörst, hast du noch 14 Minuten. Dann schlägt die Artillerie zu, weil die Drohne dich entdeckt und gemeldet hat.

… vollständige Reportage hören (Deutschlandfunk — Wissenschaft im Brennpunkt)

January 13, 2025 · Armenien · Deutschlandfunk · Audio


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