Afghanistan durchleidet eine Welle der Gewalt, wie lange nicht mehr. In der Hochlandprovinz Bamiyan, haben sich die Menschen einen kleinen Frieden bewahrt. Nun wächst ihre Angst vor einer Rückkehr der Taliban.
Die aufgeregten Schreie hunderter Kinder durchschneiden die langsam weichende Kühle des Oktobermorgens. Der Hall trägt ihre Rufe hoch die steilen Felswände und in die Weite der Landschaft. Hier, in der zentralafghanischen Provinz Bamiyan, ist ein Spektakel angesetzt, das so ungewöhnlich ist wie seine Kulisse: Der Afghanistan-Marathon.
Gerahmt von der unwirklichen Landschaft des Band-e-Amir, Afghanistans einzigem Nationalpark, warten im Schatten Dutzender Klein- und Reisebusse rund 800 Afghanen auf den Startschuss. Frauen und Männer laufen gemeinsam und stemmen sich so gegen eine Gesellschaftsordnung, die den Geschlechtern klare Rollen zuweist und deren Überschreitung harsch sanktioniert.
„Wir laufen zusammen und haben gemeinsam Spaß“, lacht Ahmad Shekip. Athletische Figur und unbekümmerter Blick verraten die selbstbewussten Ambitionen des jungen Afghanen, der zum vierten Mal teilnimmt. Für die 15-jährige Arezo ist es hingegen der erste Marathon. In der Stimme der Schülerin ringen Aufregung und Schüchternheit miteinander, ehe es doch aus ihr herausbricht: „Am liebsten würde ich immer laufen, jeden Marathon mitmachen“ Und sie erhält Unterstützung von daheim: „Meine Eltern haben sofort zugestimmt und mich sogar motiviert, weiterzumachen. So werde ich stark, sagen sie.“
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